Powerwolf Wolfsnächte am 29. Oktober im Mehr! Theater

Heulen mit den Wölfen

Dieses Mal haben sie es geschafft! Nachdem Powerwolf Anfang 2016 ihre erste Metalmesse im Hamburger Mehr! Theater feierten, konnten sie in diesem Jahr noch eine Sprosse höher klettern und die Halle restlos ausverkaufen. Die Nordlichter empfingen die Band wie gewohnt mit viel Enthusiasmus und gut bei Stimme. Das war allerdings nicht allen an diesem Abend vergönnt.

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Einmal mit den Wölfen heulen… dieser Wild-West-Traum wurde im Mehr! Theater ein weiteres Mal Wirklichkeit. Nicht mit Cowboyhut, dafür aber mit echtem Wolfs-Make-Up stürmten Powerwolf am Abend des 29. November die Bühne. Als sich der Vorhang mit den Initialen der Band öffnete, stimmte Sänger Attila Dorn direkt Fire & Forgive an, den Opener des aktuellen Albums The Sacrament of Sin. Der Sound saß, die Hamburger waren super drauf. Doch es wäre keine echte Heldenreise, wenn sie nicht im Vorfeld mit gewissen Unwegsamkeiten begonnen hätte.

Frisch mit dem Metal Hammer Award als Beste deutsche Band ausgezeichnet, übernahmen die Jungs von Kissin‘ Dynamite die erste Runde im Kampf mit den normalerweise ja als eher zurückhaltend geltenden nordischen Gemütern. Wie so oft ergab sich dabei die Frage, wieso eine Veranstaltung mit mehreren Supportbands gern mal früher anfängt, als die Konzertkarten angeben. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Hamburger applaudierten fleißig und sogleich begann der Umbau für Amaranthe.

IMG_7024Ach Amaranthe… Bei vergangenen Hamburg-Gigs konnte das Sextett bereits beweisen, was es live drauf hat. Hohe Töne, hohes Tempo, alles kein Problem. Umso dramatischer war der totale Verlust sämtlicher Melodie-Instrumente am Anfang ihres Auftritts. Und das war kein Fehler der Band! Elize Ryd und Bandneuzugang Nils Molin waren mit ihren hohen Stimmen in vielen Momenten kaum oder in eher unbequemen Tonlagen zu hören, während Morten Löwe Sörensen am Schlagzeug gemeinsam mit Shouter Henrik Englund Wilhelmsson quasi einige Songs lang eine unfreiwillige Soloshow hinlegte. Gitarre und Bass zeichneten sich durch akustische Abwesenheit aus. Zum Ende hin berappelten sich immerhin die elektrischen Sounds – ein wichtiges Element im Stil der schwedisch-dänischen Kombo. Retten konnte das den Auftritt aber nicht. Ein wahrlich unfairer technischer Mangel in einer mittlerweile etablierten Konzertlocation.

Denn dass es theoretisch deutlich besser gegangen wäre, bewies die technische Aussteuerung beim Headliner Powerwolf! Nachdem der Vorhang sich also gelüftet hatte und Attila Dorn die Metalgemeinde empfangen konnte, folgte, was die Fans lieben. Mitreißende Hymnen, ein sakraler Touch voller Klischee und Spaß und nicht zuletzt die Freude einer Band, die sich in Hamburg eine treue Fanbase erspielt hat.

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Wer schon ein Powerwolf-Konzert besucht hat, kennt die kleinen Spielchen, die die Herren aus Saarbrücken dem Publikum jedes Mal mit viel Liebe kredenzen. Attila spricht mit seinem rumänischen Akzent, die Gebrüder Greywolf gehen in besonders andächtigen Momenten zahm in die Knie, Falk Maria Schlägel rast über die Bühne und nimmt neben seiner Funktion als Organist auch noch die des Animateurs wahr und mittendrin folgt der Part, in dem die Fans fleißig versuchen, mit der geschulten Stimme des Frontwolfes mitzuhalten. Oder? Nicht in Hamburg! Die Hanseaten legten sich so ins Zeug, dass Attila vor Verblüffung sogar seinen Akzent vergaß. Und während die Band diese Begegnung mit der nordischen Power 2016 noch recht sprachlos hinnahm, verleitet sie dieses Mal im ausverkauften Mehr! Theater zu einem stolzen Lob. Applaus, für beide Seiten!

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Doch Powerwolf liefern nicht nur eine wunderbar inszenierte Show. Die Saarbrückener beweisen erneut ein gutes Händchen in punkto Songauswahl, indem sie einen nahezu ausgeglichenen Mix aus Alt und Neu auf die Bühne bringen. Mit dabei: Die erste Hälfte des aktuellen Werkes inklusive einer untypischen, aber sehr romantischen verschneiten Kulisse zur Ballade Where The Wild Wolves Have Gone, dazu energiegeladene Evergreens wie Armata Strigoi, Resurrection by Erection oder Werwolves of Armenia als glorreichen Rausschmeisser. Auch das legendäre Publikumsduell zwischen Schlägel und Dorn fand dieses Mal am Ende statt. Gewonnen haben dabei alle. Glückwunsch an eine überzeugende Live-Band und ihr treu ergebenes Publikum.

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Und auch Amaranthe werden sich in Hamburg bald noch einmal beweisen können! Im Februar geht es auf eigene Headliner-Tour ins Gruenspan.