Ein Wochenstart auf Highspeed
Von wegen Montags-Blues! Am 04. Februar haben Amaranthe im Hamburger Gruenspan aufgespielt und ihrem Publikum auf der Helix World Tour eine ausgewogene Greatest-Hits-Show geboten. Für Neuzugang Nils Molin war es gleichzeitig die erste Headliner-Performance vor Hamburger Publikum.
Als Amaranthe im vergangenen Oktober mit Powerwolf auf Tour waren, meinte es der Ton im Mehr! Theater nicht gut mit ihnen. Die hohen Stimmen von Elize Ryd und Nils Molin waren kaum zu hören, was im Ohr blieb war lediglich das unermüdliche Engagement von Drummer Morten Lowe Sorensen. Wer die Band aus Schweden schon einmal live gesehen hatte, wusste: Das klingt normalerweise anders. Und so kam die bandeigene Helix World Tour sehr gelegen, um genau das zu beweisen.
Begleitet wurden Amaranthe von zwei Support-Acts. Warkings starteten bereits pünktlich um 19.30 Uhr, was es uns leider nicht erlaubte, die kostümierten Power-Metal-Krieger leibhaftig zu Gesicht zu bekommen. Einen heroischeren Gang zur Garderobe hat es – begleitet von Songs wie Sparta und Hephaistos – aber wohl nur in seltenen Fällen gegeben. Follow the Cipher legten im Anschluss ebenfalls mit Power Metal nach. Das Bühnenoutfit der Schweden ließ sich irgendwo zwischen Gothic und Industrial einordnen, die Musik zwischen Sabaton ohne Military und Amaranthe ohne Highspeed-Melodien. Was auf dem Debütalbum, das im Mai letzten Jahres unter der Flagge von Nuclear Blast erschien, für manch einen zu hochgepitcht klingen könnte, kam live sehr gut rüber – und führte zu einem gebührenden Auftakt für die Hauptband.
Diese startete mit dem Song Maximize in einen energiegeladenen Konzertabend. Wer schon einmal bei Amaranthe zu Gast war, kennt den Mix aus bunter Bühnenshow, schnellen Songs und poppigen Refrains, eingebettet in die Strukturen des schwedischen Melodic Death Metal. Die Band nahm das Publikum direkt mit auf eine Reise durch die Zeit, auch wenn es erst einmal überraschend war, nicht den Opener des aktuellen Albums Helix zu hören, dessen Namen die Tour trägt. Insgesamt wurden zwar sieben Songs davon gespielt, die Show wirkte allerdings eher wie ein Best-Of – was bei den vielen starken Pop-Metal-Hymnen, die die Band nach fünf Studioalben in petto hat, keineswegs ein Minuspunkt war. Die Setlist war eine aufgebohrte Version derjenigen, die im Oktober bei Powerwolf gespielt wurde – verbunden mit dem wunderbaren Umstand, dass die Qualität diesmal stimmte. Hamburger Fans konnten so erstmals einen richtigen Live-Eindruck von Sänger Nils Molin bekommen.
Er stieß im Jahr 2017 zur Band, nachdem Jake Lundberg sich entschieden hatte, andere Wege zu gehen. Für ihn war es damit die erste große Tour mit Amaranthe – und eine Feuerprobe, bedenkt man, wie ungern Fans Sängerwechsel hinnehmen. In einem Interview sagte Elize einmal, es sei cool, dass Nils sie mit seiner Stimme auch in den hohen Tonlagen gut begleiten kann. Und ja, da macht ihm vermutlich keiner so schnell etwas vor. Zwar wurden live nicht alle Höhen mitgenommen, das Sänger-Shouter-Trio lieferte aber ordentlich ab und wusste, sein Publikum zu motivieren. Viel machten dabei auch das Miteinander der Band und der Kontakt zum Publikum aus. Amaranthe bestehen mittlerweile seit über zehn Jahren und zeigen nach wie vor viel Dankbarkeit gegenüber ihren Fans. Die Musiker spielen mit den Kameras, die die Zuschauer ihnen entgegenhalten, reagieren auf Rufe und Handzeichen und haben einfach Spaß mit ihrem Publikum.
Elize machte dabei ganze drei Outfitwechsel durch. Doch auch die Bandmitglieder, die sonst eher versteckt agieren, bekamen während der Show jeweils ihren Augenblick – der Drummer im obligatorischen Solo und Bassist Johan Andreassen in einer kurzen Sprechstunde mit dem Publikum, in der er zu bedenken gab: wenn der Bassist am Mikro steht, dann ist etwas im Argen.
Das war es an diesem Abend zur Freude aller ganz und gar nicht! Andreassen ebnete mit seiner Solo-Show der Zugabe aus vier Songs den Weg, bevor Amaranthe sich mit The Nexus verabschiedeten. Die Schweden haben erneut gezeigt, dass sie ihre Songs beherrschen und Lust haben, die musikaliasche Reise mit ihrem Publikum zu feiern. Und so starteten Band und Zuschauer in eine neue, bestens begonnene Woche.