Kingdom Hearts 3

Der Junge, der durch die Zeit sprang

Mit Kingdom Hearts III erschien Ende Januar der langerwartete Abschluss der Spielereihe rund um die 2002 gestartete Xehanort-Saga. Das Disney-Abenteuer schafft vor allem eines: Es heißt die Spieler auch nach der langen Zeit wieder Zuhause willkommen.

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Satte 14 Jahre liegen zwischen Kingdom Hearts II und III, gefüllt mit zehn sich gegenseitig ergänzenden Zwischentiteln. Die lange Reise von Sora, Donald und Goofy mündet nun in der Herausforderung, die Storystränge zu entwirren und zu einem Ende zu verknüpfen. Ein Umstand, der Spielern ein gewisses Vorwissen abverlangt.

Protagonist Sora erwacht nach seinem Kampf mit Oberboss Xehanort in Kingdom Hearts 3D: Dream Drop Distance inmitten eines Meeres aus Erinnerungen. Er hat die Kraft des Erwachens verloren und muss diese auf der Reise durch die Welten erst wiederentdecken, bevor er endlich ein Schlüsselschwertmeister werden kann. Begleitet wird Sora natürlich von Donald und Goofy, während seine Freunde Riku und Kairi gemeinsam mit König Micky und Ex-Organisationsmitglied Axel für den Showdown trainieren.

85Angereichert wird der Hauptplot mit Details aus vorangegangenen Spielen und – was das Chaos perfekt macht – einem Zeitreisethema. Die Horkrux-artige Aufsplittungen einer Persönlichkeit, deren Teile sich in verschiedenen Zeiten gegenseitig beeinflussen können, macht das Gesamtkonstrukt zu einem Fall für hartgesottene Franchise-Fans. Ist die erste Überforderung überwunden, geht es dafür direkt mitten hinein ins bunte Farbgeprügel! Denn das bewährte Kingdom Hearts-Rezept bleibt natürlich dasselbe und führt die Spieler ins nächste Abenteuer.

Die Welten entspringen dieses Mal fast vollständig Pixar-Filmen, die gewohnt liebevoll umgesetzt sind, Disney-Nostalgiker aber etwas enttäuscht zurücklassen. An Filmsequenzen wird wahrlich nicht gespart und so erzählt Square Enix die Geschichte auf sehr cineastische Weise weiter, wenn auch ohne deutsche Synchro. Wieder einmal gelingt es dabei, die Spielehelden perfekt ins Geschehen einzuweben. Wenn es um die Qualität der Machart geht, punktet vor allem die Fluch-der-Karibik-Welt. Das Level bietet nicht nur ein Stück Open World-Charme, indem man mit einem Schiff umherfahren und einzelne Inseln frei erkunden kann, sondern auch ein hohes Maß an Detailtreue, abgesehen vom tollen Soundtrack der Filme.

KH

In der Karibik erwartet Spieler zum Beispiel auch eine interessante Sammelaufgabe, die sogar Auswirkungen auf die Herausforderung in der damit zusammenhängenden Mission hat. Ergänzt wird das Aufgabenportfolio außerdem von den Reisen im Gummijet mit angeschlossenem Raumschiff-Editor, Kochaufgaben unter Anleitung von Ratatouilles Rémy, der Welt von Winnie Pooh und den klassischen Retro-Mini-Spielen, die man in besonders gut versteckten Kisten in den Welten finden kann. Als zusätzliches Feature gibt es noch das Gummifon, mit dem man sogenannte Glücksembleme fotografieren soll. Wer hier erfolgreich ist, kann sogar eine ziemlich spannende Belohnung einheimsen, die sich nach Abschluss des Spieles zeigt. Der Mogry-Laden stellt weitere Fotochallenges bereit.

72Hauptelement bleibt aber der Kampf. Die Abilities und der unermüdliche Einsatz der X-Taste führen sehr schnell zu heißen Gefechten, während die Fokus-Option die Kombinationsmöglichkeiten für den taktischen Kampf erweitert. Brauchen tut man das wie gewohnt nicht – die Kämpfe sind zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nicht besonders hart. Wer den vielfältigen Herzlosen und Niemanden so richtig eins auswischen möchte, kann sich außerdem auch das Dreieck zur Hilfe holen. Tanzende Tassen und weitere Disneyland-Attraktionen machen mächtig Stimmung – und den Gegnern schnell den Gar aus. Wer wirklich eine Herausforderung sucht und nicht nur das bunte Treiben beobachten will, kann Soras Fähigkeiten mit bestimmten Abilities gezielt einschränken.

Kingdom Hearts III ist definitiv kein Game für Neueinsteiger, führt Fans aber in ein liebevolles und aufwendig gestaltetes Universum zurück, in dem der Glaube an Liebe und Freundschaft herrscht und das ein Coming of Age Thema spielerisch und über Jahre hinweg behandelt. Der Abschied ist gekommen – doch es wäre nicht Kingdom Hearts, wenn nicht zahlreiche Hinweise auf ein Fortführen der Reihe deuten lassen würden.

Fazit: Kingdom Hearts 3 lässt Fans eine rasante Reise mit ihren Helden zufriedenstellend abschließen.