Ich packe meinen Koffer…
Ja! Endlich steht das nächste Festival bevor! Lange war das Hurricane nur ein kleiner Gedanke, bis dann gestern fest stand, dass wir in diesem Jahr auch mal Scheeßel einen Besuch abstatten. Das Line-Up ist gecheckt, der Plan, sich einfach gemütlich zu der Bühne treiben zu lassen, von der gerade der vielversprechendste Sound schallt, ebenso. Doch bevor es überhaupt in Richtung Süden geht, steht erstmal das allfestivaliche Problem an: Ich packe meinen Koffer – aber was kommt rein?!

Es ist jedes Mal wieder beeindruckend, wie leicht solch eine Planung Männern von der Hand geht. Nach ein paar Handgriffen sind die Klamotten ausgesucht und es passt sogar der Großteil des gemeinsamen Proviants mit in die Reisetasche. Wenn ich auf meine Packutensilien schiele, sehe ich nur noch wenige befüllbare Stellen. Inmitten von zwei säuberlich gestapelten Kleidungstürmchen, wohlgemerkt. Die Katze ist auch schon draufgelatscht, ich hatte mir mit der Auswahl einfach zu viel Zeit gelassen. Und trotz reichlicher Abwägung spiele ich jedes Mal, wenn ich das Schlafzimmer betrete, wieder mit dem Gedanken, doch noch einmal die Schranktüren zu öffnen, um der finalen Auswahl etwas hinzuzufügen.
Dass das für dieses Wochenende noch blöder ist, als sonst, machte mir den ganzen Tag der Blick aus dem Fenster bewusst. Dunkle Wolken überall. Man geht durch die Straßen, erwartet jederzeit den ersten Regentropfen und wird außerdem noch von kaltem Wind attackiert. Denkbar schlechte Voraussetzungen für ausgeklügelte Kombinationen, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie nicht von einer Jacke verhüllt werden. Als erstes wechselten also dicke Pullis ihren Platz. Und siehe da: Der erste Slot der umfunktionierten Sporttasche war voll. Man kann sagen, was man will: Es hilft nicht mal Verzicht, wenn schon fünf Kleidungsstücke die Höhe der Tasche an ihre Grenzen bringen. Und das sind nur die ausgewählten Stücke, die verhindern sollen, dass man in der Wolkenfront mit angesagtem Nieselregen erfriert! Gut, dass ich beim Packen schon allein war, sonst hätte mich wohl ein Kommentar á la „Warum brauchst du für knapp vier Tage fünf Pullis?“ getroffen.
Es gibt verschiedene Szenarien, die man sich als Antwort ausmalen kann. Besonders eindringlich ist dieses:
Am Ankunftstag regnet es, doch da man nicht wie in Wacken auf dem Campinggelände parken darf, ist ein Fußweg zu bewältigen. Heftige Regenschauer sorgen für das Durchnässen von Pulli #1.
#2 verabschiedet sich im Eifer des Gefechts bei einer Bierdusche und #3 schließt sich an, als man in höchster Eile den Gasbrenner mit dem schmackhaften Dosenfutter darauf vor einer Windböe retten will. Bleiben also noch zwei. Und ich finde, das sind keinesfalls zu viele!
Anders sieht es natürlich mit dem Rest der Tasche aus. Denn wenn man dem Wetterbericht Glauben schenkt, wird man kaum die Gelegenheit bekommen, etwas Leichteres als diese Pullis zu tragen. Doch in die Tatsache, sich nicht entscheiden zu können, fließt nun der musikalische Aspekt ein. In meinem Kopf verbindet sich das Wort Festival automatisch mit Sonnenschein. Und füge ich dieser Wunschvorstellung nun die Musik von beispielsweise First Aid Kit hinzu, die am Sonntag spielen und einfach wundervoll sind, dann weiß ich, dass ich genau das Top tragen möchte, das ich just in diesem Moment anstarre und bei dem klar ist, dass ich es eigentlich nicht brauchen werde. Ebenso wie die Shorts, die ich einfach dabei haben will, falls es einen (meteorologisch wohl unmöglichen) Hitzeeinbruch gibt.
Immerhin: Nach mehreren Stunden harter Arbeit (durchbrochen von einer DVD, dem Abendbrot und Streitereien mit der trampelnden Chaos-Katze), hat nun alles seinen Platz. Die Vernunft siegte zumindest über Kleider und Röcke. Ich würde gern mal einen Blick auf andere Mädels werfen, die ihr Festivalgepäck zurecht legen. Denn das würde entweder zur Besserung beitragen oder mir zeigen, dass ich nicht die einzige bin, die vor jedem Packen ein solches Fiasko veranstaltet. Aber gut: Spaß macht es ja dann doch.
Gerade jetzt liegt die Katze mitten auf der dicken Fleece-Jacke, die auch noch irgendwie zwischen die beiden Klamottenhaufen passen muss. Sie findet es super, dass so viel herumgeräumt wurde. Abby konnte in den offenen Kleiderschrank hüpfen und außerdem viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie alles durcheinander gebracht hat. Für mich hingegen läuft es weniger gut. Denn just fällt mir ein, dass auch noch Platz für Handtücher und Kulturbeutel sein muss…