Gesichter der Macht

Warum so negativ? Die positiven Seiten der Macht

Viele Menschen sprechen sich gegen die Macht aus. In der heutigen Zeit gibt es zu viel Korruption und Missbrauch, um denen, die das Sagen haben, restlos zu trauen. Gerade in Deutschland ist der Begriff sehr negativ besetzt. Doch stimmen die Vorurteile, die viele gegen sie haben?

Macht bedeutet erst einmal Rangordnung – ein Umstand, der auf Anhieb einigen zuwider ist. Es gibt etwas, dass stärker ist, als man selbst. Manchmal reicht schon das protzige Auto auf der Überholspur, das an einem vorbeirauscht, um den Geltungsdrang in einem zu wecken. Das Vertrauen in den Staat schwindet sowieso. Diktatoren und unfähige Machthaber haben die Menschen gelehrt, vorsichtig zu sein.
Wenn man aber genauer nachdenkt, unterschlägt man bei all den düsteren Gedanken an Unterdrückung und Vertrauensbruch gern schöne Seiten, die der Begriff hat. Vor allem die, die unpolitisch sind und uns jeden Tag begleiten.
Beginnen wir am Anfang: Von Geburt an gliedern wir uns in die Gesellschaft ein. Unsere Eltern helfen uns dabei, indem sie uns Wege aufzeigen und unsere Erziehung übernehmen. Sie sind Autoritäten, die wir erst akzeptieren und, sobald wir beginnen, unseren eigenen Platz in der Welt zu suchen und selbst Macht zu entwickeln, anzweifeln. Eltern sind die Oberhäupter des ‚kleinen Staates‘, der Familie. Liebevolle Politiker, wenn man so will. Ist dieser Umstand negativ zu bewerten? Auf keinen Fall! Denn zur Erziehung ist die Ordnung, die sie uns vorgeben, notwendig. Die Belohnung für all die Umstände sind Geborgenheit und Schutz.
Ordnung ist das perfekte Stichwort für den nächsten Punkt. Wir machen eine Exkursion in eine fiktive Welt: Alles ist erlaubt. Was passiert? Der am 13. Juni 2013 releaste Film „The Purch“ zeigt einen Ansatz. Zwölf Stunden lang ist jedes Verbrechen legal. Die Welt dreht durch. Der Grund: Es gibt für eine gewisse Zeit keine Regeln. Etliche Philosophen haben auf diese Weise versucht, die Staatsgründung zu erklären. Die im Naturzustand wilden Menschen brauchen jemanden, der sie führt. Also schließen sie sich zusammen und tauschen ihre Souveränität gegen den Schutz durch ein Oberhaupt. Nach und nach werden Elemente wie die Gewaltenteilung hinzugefügt, um nach Negativerfahrungen den Machtbereich einzuschränken. Das Ganze ist ein Lernprozess, der im Grunde nur durch misslungene Versuche stattfinden kann. Macht ist wandelbar und sie muss es sein, um den Gesellschaften verschiedener Epochen zu entsprechen. Sie gleicht sich uns an, da wir sie gestalten können.
Gefragt ist dabei unsere Kreativität. Heutzutage, wo die körperliche Kraft nicht mehr den Stärkeren ausmacht, sind die Gedanken so etwas wie unser Hauptkapital. Unantastbar und individuell; sie sind die ganz persönliche Macht jedes einzelnen. Was würden wir ohne sie tun? Vermutlich gar nichts. Nur durch sie können wir Vergangenes reflektieren und Bevorstehendes planen. Wir schaffen damit alles um uns herum. Ideen sind der Grundstein unseres heutigen Erkenntnisstandes. Mithilfe unseres Körpers verarbeiten wir sie und entwickeln die Menschheit weiter. Thomas Newcomen, der Erfinder der Dampfmaschine, konnte 1712 noch gar nicht ermessen, wie mächtig seine damalige Innovation einmal werden würde. Zu dieser Macht gehört auch der Glaube, der sprichwörtlich „Berge versetzen kann“. Symbole gewinnen so eine Bedeutung für uns. Oft werden sie zu Abbildern der Hoffnung, wie ein Kreuz zum Beispiel oder in der Antike die Abbildungen von Göttern. Zudem sind Marken zu beachten. Sie fungieren natürlich nicht als Glaubensträger, sehr wohl aber als Vertrauenssymbole. Wir kennen die spezifischen Zeichen und können uns so orientieren; nicht nur in der Fußgängerzone, sondern auch im Bereich der Qualität.
Das Wichtigste haben wir aber noch nicht angesprochen: Die Gefühle. Sie beeinflussen alles, was wir tun. Das stärkste von ihnen ist zweifelsohne die Liebe. Sicher, das bedeutet auch Liebeskummer und Herzschmerz, wenn sie zu Ende geht oder unerfüllt bleibt. Doch was bekommen wir, wenn das nicht der Fall ist? Schutz und Geborgenheit auf eine ganze besondere Weise. Glück, Unterstützung und Trost. Das bloße Nachhausekommen nach einem stressigen Tag kann durch sie zum Erlebnis werden. Ein romantisches Abendessen mit sich selbst ist eher langweilig, die Überraschung, wenn man mit einer kurzen Nachricht dazu eingeladen wird, umso schöner. Und auch, wenn man sich streitet: Das Zusammenkommen nach einer Meinungsverschiedenheit kann nur dadurch so besonders sein, wie es ist.

Macht ist ein riesiger Begriff. Gerade deshalb kann er nicht als durch und durch negativ abgefertigt werden. Wer das behauptet, kratzt an der Oberfläche einer Mischung aus Skepsis, Enttäuschung und, gerade im deutschen Fall, sicher einer Prise Zweitem Weltkrieg. Wie in allen Bereichen des Lebens sollte man auch hier die Vergangenheit ruhen lassen. Es ist Zeit, dass der Macht eine zweite Chance gegeben wird.

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