Historisches: Die Cap Arcona

Die Versenkung der deutschen Titanic

Arcona
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Fast jeder kennt die Filmszene in der Kate Winslet und Leonardo DiCaprio am Buck des Luxusdampfers Titanic stehen und gemeinsam aufs Meer hinausblicken. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen ist, dass ihr Schiff bald untergehen wird. Ein Eisberg wird wenig später das populärste Schiffsunglück der Welt verursachen.
Geht es um große Katastrophen, in denen Schiffe involviert sind, denken die meisten an James Camerons oscarprämiertes Werk. Dass es auch ein deutsches Schiff gab, das ähnlich wie die Titanic ausgestattet war und ebenfalls zum Grab tausender Menschen wurde, weiß vermutlich kaum jemand. Ort der Katastrophe war nicht der Nordatlantik, sondern die Lübecker Bucht; der Zeitpunkt nicht das Jahr 1912, sondern der April 1945. Statt des Untergangs der Titanic ereignete sich dort die Versenkung der Cap Arcona.

330 Meter maß der deutsche Luxusdampfer, der 1942 die Kulisse für den Film „Untergang der Titanic“ darstellte. Nach der Jungfernfahrt nach Argentinien 1927 beförderte er Auswanderer und Urlauber von Hamburg aus in Richtung Südamerika, beispielsweise nach Buenos Aires, Madeira oder Rio de Janeiro.
Nach besagtem Filmdreh blieb er in der Ostsee, um als schwimmende Kaserne der deutschen Marine zu dienen. Der zweite Weltkrieg war zu diesem Zeitpunkt schon fast vorbei. Ein Maschinenschaden führte 1945 dazu, dass das Schiff in die Hände von Karl Kaufmann gegeben wurde, dem Reichskommissar für die Seeschifffahrt, welcher schließlich das Schicksal des Schiffes besiegelte.
Um Kriegsverbrechen vor den Alliierten zu vertuschen, wurde die Räumung der KZs angeordnet. Kaufmann befahl, die Häftlinge auf Schiffe zu verladen. Der Plan war, den Alliierten die „schwimmenden KZs“ als Truppentransporter zu präsentieren, damit diese versenkt würden. Dadurch wären nicht nur die Verbrechen versteckt worden, sondern auch die Tötungsarbeit wäre gleich erledigt gewesen. Rund 10.000 Häftlinge wurden nach Lübeck gebracht, um verladen zu werden. Die SS zwang die Kapitäne, die Schiffe auf der Sonderoperation zu steuern.

Ein vermeintliches Truppenlager als Seemannsgrab

Das, was letztendlich als Grund für die Versenkung der Cap Arcona genannt werden kann, ist das Zusammenspiel aus mörderischer Berechnung der NS-Anhänger und technische Fehler der alliierten Truppen.
Die Hauptschiffe „Cap Arcona“ und „Thielbek“ treiben am 03. Mai 1945 in der Lübecker Bucht, an Bord zusammen um die 7.500 Häftlinge und jeweils eine Besatzung. Kleinere Frachter komplettieren das Bild. Auch sie haben Häftlinge an Bord.
Das Schweizer Rote Kreuz hat das Verladen der Häftlinge beobachtet und informiert umgehend die alliierten Bodentruppen, die die Nachricht an die Piloten weiterleiten sollen, um ein Blutbad zu verhindern. Doch das Vorhaben scheitert. Die Information kommt nicht an, es wird angeordnet, die „feindliche Schiffsansammlung“ aus Sicherheitsgründen zu zerstören. Die Angriffe erfolgen am frühen Nachmittag: Kampfflugzeuge beschießen die Dampfer, bei mehreren Angriffen wird die Cap Arcona von insgesamt 64 Raketen getroffen und steht bereits nach den ersten Treffern in Flammen. Nur ein Untergang würde das Schiff löschen, doch es kann aufgrund der geringen Wassertiefe nicht sinken.
Die wenigen vorhandenen Rettungsboote werden zu Wasser gebracht, aber SS-Leute halten die Häftlinge unter Deck. Die „Thielbek“ ist zu diesem Zeitpunkt längst versunken. 2.800 Häftlinge konnten sich vom Schiff retten. Während sie versuchen, schwimmend oder per Rettungsboot ans Ufer zu gelangen, glauben die Alliierten noch immer an ein schwimmendes Truppenlager. Die Flüchtenden werden beschossen, nur 50 von ihnen überleben. Von den Menschen auf der Arcona schaffen es 350 sich zu retten, insgesamt überleben um die 80% des Personals.
Das Unglück in der Lübecker Bucht forderte über mehrere tausend Menschenleben; Opfer aus 24 Nationen sind darunter.

Das Drama um die Cap Arcona zeigt die Schrecken eines Krieges, in dem Leben nichts wert sind.
Während bei der Titanic mehrere Faktoren als mögliche Ursache für den Untergang gelten, die aber niemals wirklich geklärt werden können, stehen bei der Cap Arcona nur die zwei kämpfenden Seiten, Alliierte und Deutsche, zur Auswahl, um die Schuldfrage zu klären. Dass im Endeffekt der Kriegszustand dafür sorgte, dass sich beide auf eine gewisse Art und Weise schuldig machten, steht hierbei wohl außer Frage.

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