Score – Eine Geschichte der Filmmusik

Score – Eine Ode an die Filmmusik Hollywoods

Was wäre ein Film ohne Musik? Die 90minütige Doku Score – Eine Geschichte der Filmmusik von Matt Schrader geht genau dieser Frage mit viel Pathos, Freude an der Emotion und einem sicheren Gespür für große Momente der Filmmusikgeschichte auf die Spur. Die kreativen Köpfe hinter den Klängen, die man als Zuschauer normalerweise nur als Namen über die Leinwand flimmern sieht, geben darin nicht nur Einblicke in die Entstehungsprozesse ihrer Werke, sondern entlassen die Zuschauer am Ende auch mit aufgefrischten Erinnerungen an prägende musikalische Momente großer Hollywood-Streifen.

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Über 60 Komponisten, Regisseure und andere am Produktionsgeschehen in der Filmbranche Beteiligte hat Matt Schrader interviewt und begleitet, um seine Zuschauer in die Welt der Filmmusik zu entführen. In seiner Dokumentation arbeitet er sich chronologisch durch ausgewählte Höhepunkte des musikalischen Hollywood, wobei große Namen immer im Vordergrund stehen: Beginnend mit der Ära der Stummfilme, die – genau betrachtet – niemals Stummfilme waren, finden zum Beispiel Koryphäen wie Alfred Newman und, an die Klassiker Mitte des 20. Jahrhunderts gekoppelt, Jerry Goldsmith ihren Platz, gefolgt von dem Zeitalter des großen John Williams in den 1970er und 1980er Jahren, Hans Zimmer, Thomas Newman und neueren Entwicklungen, die bis in die Gegenwart reichen.

Dass der Film dabei gekonnt emotionale Momente großer Filmkunst mit interessanten und auch witzigen Details des Produktionsprozesses zusammenbringt, ist ein großes Plus und sorgt für unterhaltsame Abwechslung, ohne dabei zu sehr zu verflachen. Dennoch sind auch Lücken auszumachen: Schmerzlich vermissen lässt die Dokumentation etwa jegliche Erwähnungen der großen Zeichentrickfilmmusik wie in den Disney-Klassikern, in denen die orchestrale Filmmusik in höchster künstlerischer Vollendung zum wichtigen Darsteller wurde und kunstvoll jede Szene begleitete. Selbst im Zusammenhang mit in Score genannten Bekanntheiten wie Danny Elfman, der ja unter anderem den Soundtrack zur Alice im Wunderland-Realverfilmung aus dem Jahr 2010 beisteuerte, wurde Disney ausgeklammert. Wer sich zudem einen Blick über den Tellerrand des großen Hollywood-Kinos erhoffte, wird ebenfalls enttäuscht. Auch neuere Entwicklungen der Verwendung elektronischer und exotischer Klänge etwa eines Max Richter oder Johann Johannson werden ausgeklammert, was allerdings jenen zupasskommt, die sich in der Musiklandschaft weniger auskennen und daher mit den berühmten Werken gute Anknüpfungspunkte geliefert bekommen. Diese Einstiegshilfe wird im Laufe des Films immer wieder gegeben, etwa wenn der Begriff des musikalischen Themas im Herr-der-Ringe-Kontext auch visualisiert wird und dadurch jeden auf seinem Wissensstand abholt.

Mit seiner Dauer von 90 Minuten kratzt Score nur an der Oberfläche tiefergehender Fragen, etwa nach der psychologischen Wirkung von Filmmusik, dem komplexen Zusammenspiel von Bild und Ton oder dem mühseligen Postproduktionsprozess – all diese Teilbereiche ins Kleinste auszuarbeiten wäre auch gar nicht die Art einer starken Dokumentation. Was er jedoch tut, ist die große Bedeutung von Filmmusik anhand herausragender und künstlerisch wertvoller Beispiele sowie geschickt angeordneter O-Töne und Kommentare von Beteiligten herauszustellen.

Score ist insgesamt eine liebevolle, neugierige, mitunter humorvolle und augenzwinkernde Hommage an die großen Soundtracks des US-Kinos der letzten 100 Jahre. Dass dabei nicht die gesamte Filmmusikgeschichte beleuchtet werden kann und große Lücken gelassen werden, ist zu verschmerzen, weil es dem Film gelingt, eine gelungene Auswahl wirklich bedeutsamer Werke und ihre Wirkung auf die Nachwelt vorzustellen und zu feiern. Eine euphorische Ode, ein Abgesang auf große musikalische Momente der Filmgeschichte. Und weil die Bedeutung von Musik für den Film nicht genug betont werden kann, ist Score alleine deshalb sehenswert.

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