Forumsfrust und Wackenlust
25 Tage verbleiben bis die erste Band auf dem 25. Jubiläum des Wacken Open Air die Bühne rocken wird. Klopfende Herzen freuen sich auf ein langes Wochenende voller harter Klänge, geselligem Zusammensein und der einzigartigen Atmosphäre. Für die meisten beginnt das Erlebnis bereits mit der Anreise einige Tage vor dem ersten Auftritt.
Doch der Frieden bröckelt. Auch, wenn während des Events selbst wieder alles harmlos ablaufen wird, brodelt das Gewitter vor allem über dem Forum weiter. Gespaltene Meinungen innerhalb der Fangemeinde.
„Suche noch ein Ticket für dieses Jahr!“ Dieser Satz und all seine Abwandlungen sorgen mittlerweile nur noch für bösartige Kommentare in der Facebookgruppe des W:O:A 2014. Das Thema findet auch in anders orientierten Posts immer wieder Anklang. Was aber gerade nach dem letzten Jahr voll harter Kämpfe um zu verkaufende Tickets nicht zu erwarten war, ist, dass nun auch die Gegenseite Kritik erntet. Selbst die Anbieter haben mit harten Worten zu kämpfen. Warum sie denn plötzlich verkaufen müssten, es würde doch schon beim Kauf das Festival-Wochenende bekanntgegeben, wer das Line-Up nicht zu würdigen wisse wäre eh kein echter Metaler und und und. Ein Vulkan aus Unzufriedenheit scheint gerade am Überlaufen zu sein.
Warum, diese Frage ist im ersten Moment unergründlich. Denn wer als neutraler Beobachter auf die Posts schaut, die mit Wortgefechten und Meinungskämpfen enden, wird wohl auf den ersten Blick keine bösen Hintergedanken entdecken können. Möglicherweise geht es um Fragen, die gern wiederholt werden. Welche Tipps es für das erste Mal in Wacken gäbe. Was man einpacken sollte. Nützliche Infos für Einsteiger, die aber darin enden, dass Unmut über Kommerzialisierung und Verlust der Metaler-Mentalität geäußert wird. Oder es ist die aufgestaute Wut darüber, dass das Festival im Norden in den letzten Jahren immer mehr zum Party-Ziel wurde. Die Höhe: Geschichten über betrunkene Möchtegern-Rocker, die lieber Zeit mit ihrem Freund Alkohol verbringen, anstatt dem musikalischen Erlebnis zu frönen. Egal-Einstellungen zu diesem Thema werden eiskalt abgeblockt.
Wer nun glaubt, es könnte nicht mehr kommen, was diese Thematiken toppt, hat eines vergessen: Vor allem das Thema der großen Namen spaltet die Geister. Die Nicht-Bekanntgabe des letzten Headliners ist für die einen ein großer Makel, den andere umso vehementer bestreiten. „Immer dieses doofe „HEADLINER“ scheissegelabere geht einem auf den Sack!“, schreibt ein Wortführer des Forums. Stress im eigenen Lager. Denn die, die sich zu diesem Thema zu Wort meldeten, waren in den meisten Fällen keine der viel-kritisierten Erlebnis-Touristen, sondern Fans, deren Geschmack im Vorjahr schlichtweg besser getroffen wurde. Posts, die nach der Meinung über das Line-Up oder das fehlen des Hauptamts am Donnerstagabend fragen, enden im Shitstorm. Dem zitierten Kritiker muss man durchaus Recht zusprechen: Wer sein Festival-Dasein über große Namen definiert, scheint die anderen Ebenen eines solchen Events nicht ganz ergründen zu können. Dennoch sehen viele das letzte Jahr als einen großen Erfolg mit respektablem Aufgebot. Rein nach dem Motto: ‚Hauptsache gegenan!‘ wird dann verschrien, was dort wahrscheinlich trotz diesjähriger Kritik mitgenommen wurde. Zum Beispiel Rammstein als Allerweltsmukke, die laut einiger nicht das ist, was Wacken ausmacht. Wer denn nun den Donnerstagabend auf der Hauptbühne bespielt, ist dadurch natürlich nicht geklärt.
25 Tage… die Fans haben keinen Monat mehr zu warten, bevor sie endlich wieder heiligen Boden betreten dürfen. Und – Gott sei dank – der Forumsfrust verfliegt, wenn es um die wahren Themen geht. „Bin ich eig der Einziege der So Hippelig ist und nur noch Wacken im Kopf hat?? Aaaaaah“, war einer der positives Posts, die nur tolle Reaktionen mit sich gebrachten. Alle Kommentierenden waren sich einig: Die Freude ist riesig! Festivaltipps gesellten sich zu verschriftlichen Freudenschreien. Und die Kritik wird allmählich in Bahnen gelenkt, die ein Miteinander möglich machen. Statt über Party-Torurismus im Metal- Paradies zu fluchen, geht es nach ersten Ausschlägen in diese Richtung um sinnvolle Müllbeseitigung. Wer nörgelt bekommt auch ruhig mal Gegenworte, die zeigen: Keep cool oder lass es ganz sein. Denn dass man auf dem Campground immer Gleichgesinnte finden wird, ist so sicher wie die Füße in den Springerstiefeln.
Die Wackener Festivallaune ist aufgeblüht. So bleibt nur noch zu sagen: Wacken 2014 wird uns trotz allem ein Fest sein. See you there, rain or shine.