Dreh dich nicht um, die Blair Witch geht um
Was kann alles passieren, wenn man sich in einem tiefen, durch seine Legenden gefürchteten Wald herumtreibt? Horrorfans wissen: Es wird die volle Breitseite geben! Ob Funklöcher, wilde Tiere oder fehlender Orientierungssinn: In den Szenarien eines Grusel-Regisseurs kann nun mal alles gefährlich sein. Und so ist es auch kein Wunder, dass ein Mythos zum Leben erwacht und seine Verfolger das Fürchten lehrt. Die drei Protagonisten des bekannten und unheimlich erfolgreichen Low-Budget-Horrorfilms „Blair Witch Project“ aus dem Jahre 1999 müssen erfahren, wie sich die Jagd nach einer Sagengestalt zur Flucht zum Schutz des eigenen Lebens entwickelt.

Für ein studentisches Filmprojekt schließen sich die drei Freunde Heather, Michael und Josh zusammen und beschließen, ein Wochenende im Wald nahe des Ortes Burkittsville zu verbringen, in dem einmal die Blair Witch umgegangen sein soll. Aufzeichnungen zufolge existierte sie tatsächlich: Die Hexe war von Kindern angeklagt worden, ihnen Blut abgezapft zu haben, woraufhin sie aus dem Dorf vertrieben wurde und wahrscheinlich aufgrund des kalten Winters im bereits erwähnten Wald erfror. Als kurze Zeit später alle Kläger und betroffene Kinder verschwinden, lebt der Mythos eines Fluches auf – perfekt für Filmstudenten. Zumindest, bis die drei tatsächlich von einem mysteriösen Wesen verfolgt werden.

Die Idee hinter der Umsetzung ist schlicht genial und genau das, was jüngere Projekte wie „Paranormal Activity“ heute kopieren: Die gesamte Geschichte wird aus Sicht der Protagonisten erzählt, die die Geschehnisse selbst mit der Kamera drehen.
Von Anfang an sieht der Zuschauer daher durch die Augen von Heather, Michael und Josh und taucht so in ihre Gefühlswelt ein. Besonders, wenn es Nacht wird, wird es daher den ein oder anderen geben, der lieber die Hände vors Gesicht schlägt: Denn obwohl auf aufwendige Effekte verzichtet wird, schafft es „Blair Witch Project„, einem einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Die gesamte Filmidee stammt von Daniel Myrick und Eduardo Sánchez, die das Drehbuch schrieben und später auch den Schnitt erledigten. Allerdings nahmen sie dabei eine Sonderrolle ein. Sie werden zwar als Regisseure genannt, waren beim Dreh aber nicht selbst anwesend, sondern ließen die drei Darsteller im Umgang mit erforderlichen, technischen Geräten coachen, damit diese tatsächlich selbst drehen konnten. Anleitungen dafür erhielten sie an gewissen Checkpoints, die ihnen, im Wald angekommen, per Walkie-Talkie mitgeteilt wurden. Neben diesen Perspektiven-Skizzen fanden die Darsteller dort auch die Nahrung für den nächsten Tag.
Der Versuch, alles so echt wie möglich erscheinen zu lassen, ist in der Tat gelungen, denn da kein Drehbuch vorlag, ist vieles von den Darstellern selbst erdacht und authentisch. Ein Mangel an darstellerischer Leistung ist nahezu unmöglich!
„Blair Witch Project“ ist somit ein Horrorfilm, der mit besonderer Vorsicht zu genießen ist. Gerade für die, die sich sonst nicht an das Genre herantrauen, sei hiermit gesagt: Obwohl angenehmerweise auf Blutbäder verzichtet wird und niemandem etwas VOR der Kamera passiert, ist der Film alles andere als lasch. Im Gegenteil baut sich von Anfang an eine Spannung auf, die alles ungemein realistisch erscheinen lässt und dadurch wahrscheinlich sogar mehr schockt, als typische Horror-Filme, in denen alles vorhersehbar ist.
Wer sich für die Legende hinter der Geschichte interessiert, kann sich gern http://www.extremnews.com/berichte/zeitgeschichte/f4e2116942f1ac0 ansehen, wo sie detailliert skizziert und erläutert wird.