Der Kampf gegen die Betrugsmasche
„Es gibt Leute, die versuchen, unseren Namen da mit reinzuziehen, um bei den Betrogenen Vertrauen zu schaffen“
Im Jahr 2013 verfasste mich auf meinem Blog einen Erfahrungsbericht. Bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung war ich auf einen Betrüger gestoßen, der Traumimmobilien in Hamburg zu einem günstigen Preis anbot. Zu schön um wahr zu sein – und leider kein Einzelfall. Erst durch die große Resonanz auf meinen Artikel wurde mir das Ausmaß dieser Masche bewusst. Per Vorkasse sollen die Interessenten mehrere hundert Euro überweisen, um anschließend ihre Schlüssel durch das Unternehmen Airbnb zu erhalten. Doch das Unternehmen hat rein gar nichts damit zu tun, was die gutgläubigen Wohnungssuchenden erst erkennen, wenn das Geld weg ist.
Was sagt das Unternehmen selbst dazu? Ich habe Pressesprecher Julian Trautwein gefragt.
Katharina Börries: Julian, was mich natürlich am meisten interessiert, ist, ob ihr selbst etwas von den Betrügereien mitbekommen habt, bevor ich um dieses Interview gebeten habe. Wurdet ihr schon einmal darauf angesprochen?
Julian Trautwein: Ja, es haben sich tatsächlich Kunden bei uns erkundigt, inwiefern Anfragen, die sie auf anderen Seiten und Immobilienportalen gesehen haben, legitim sind. Relativ schnell kann man da sagen: Nein, das hat nichts mit Airbnb zu tun.
Dass so etwas passieren kann, liegt vor allem daran, dass wir noch nicht so bekannt sind wie andere und die Leute teilweise gar nicht verstehen, was wir machen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Angebote, die bei uns auf der Seite sind, sondern es gibt Leute, die versuchen, unseren Namen da mit reinzuziehen, um bei den Betrogenen Vertrauen zu schaffen. Grundsätzlich haben wir nichts damit zu tun. Deswegen können wir auch relativ schwer beurteilen, wie häufig so etwas stattfindet. Bei uns haben sich aber natürlich schon Gäste gemeldet, die erstmal checken wollten: Läuft es wirklich über Airbnb oder nicht.
Die Vorgehensweise, die angewandt wird, ist schon interessant. Die Betrüger wissen, dass ihr ein Unternehmen seid, das entfernt mit Immobilien zu tun hat. Bei euch geht es ja darum, dass Privatpersonen ihre Wohnungen zur zeitweisen Miete anbieten können, zum Beispiel für Urlaube.
Genau, meistens sind das ja diese Mails: Du kannst die Wohnung mieten, Airbnb kümmert sich um die Schlüsselübergabe. Und das ist nicht so. Auch bei unseren Nutzern kümmern wir uns nicht um den Schlüssel oder irgendwas zur Immobilienverwaltung. Wir versuchen eher, noch mehr Leute darüber zu informieren, wie wichtig es ist – wenn sie etwas mit Airbnb machen wollen – ausschließlich auf der Airbnb-Plattform zu suchen und auch ausschließlich darüber Zahlungen zu tätigen. Das Geld ist dann in jedem Moment geschützt.
Wenn jemand aber außerhalb unserer Plattform agiert und nichts mit uns zu tun hat, können wir da relativ wenig machen, es lässt sich nicht nachvollziehen. Das ist, als wenn jemand dir Fotos von einem Mercedes schickt und sagt, er sei Mercedesverkäufer und du kommst da hin und er hat nur einen Opel.
Wir sind eben keine Immobilienverwalter, Makler oder irgendwas in der Richtung. Bei uns kann man Unterkünfte für Reisen buchen. Und ich glaube, dadurch, dass wir noch nicht so bekannt sind, ist es die große Aufgabe, die Leute darüber aufzuklären, was Airbnb wirklich macht.
Mir ist das Gleiche im Jahr 2013 passiert, als ich selbst auf Wohnungssuche war. Und ich habe damals angenommen, dass es ein hamburgspezifisches Ding sei, da die Mietlage hier nach wie vor eine Katastrophe ist. Eine gute Gelegenheit für Betrug dieser Art. Allerdings bin ich dann bei der Recherche für meinen eigenen Artikel auf zwei Blogs gestoßen, die zeigen, dass es schon vorher ein großes Thema war. Und ich hätte angenommen, dass jetzt, wo ihr auch aktiv Werbung schaltet, zum Beispiel im Fernsehen, viele Leute viel aufmerksamer sind. Trotzdem bekomme ich stetig Kommentare zu diesem Thema. Die Truppe scheint noch sehr aktiv zu sein. Der Mailverlauf ist der gleiche, sie ändern eben nur den Namen und vielleicht auch den Ort der Wohnung.
Meistens sind die Leute leider auch etwas naiv, muss man sagen. Denn oft ist es relativ offensichtlich: Eine Top-Wohnung. Topsaniert im besten Viertel, wahrscheinlich noch möbliert und zu einem Drittel des normalen Mietpreises, den man wahrscheinlich sonst dafür zahlen würde. Dann wird die Masche aufgezogen: Ich bin im Ausland, ich bin Erbe oder irgendwie sowas. Da sind immer große Geschichten hinter. Und wir können natürlich nicht den Betrug über Angebote auf anderen Plattformen beeinflussen. Wenn sich jemand darauf meldet, versuchen die an das Geld der Leute zu kommen. Betrug im Internet ist ja durchaus ein größeres Problem. Wir können wirklich nur darüber aufklären, dass wir keine Vermittler, keine Makler sind.
Wenn Sie irgendwas buchen wollen, können Sie uns immer kontaktieren und fragen: Was ist da los? Sofern eine Buchung oder irgendwas auf unserer Plattform stattfindet, wir haben da auch ein sicheres Zahlungssystem, ist das Geld sicher und die Leute sind geschützt. Wir können verifizieren und nachvollziehen, was da passiert. Das ist der Grund, dass überhaupt so viele Leute bei uns buchen. Innerhalb dieses Zahlungsprozesses ist es so, dass wir, wenn jemand eine Unterkunft bucht, das Geld bis 24 Stunden nach dem Check-In aufbewahren, bis wir es an den Gastgeber auszahlen. Das heißt, wenn jemand irgendwo hinkommt und es stimmt etwas nicht, gibt es keine Auszahlung von uns und das Geld geht zurück an den Nutzer. So haben wir also einige Sicherheitsmechanismen, um zumindest den Betrug auf unserer Seite so gut wie auszuschalten. Natürlich arbeiten wir dran. Je bekannter wir werden und desto mehr Leute verstehen, was wir machen, desto geringer werden auch die Fälle sein, in denen der Name missbraucht wird oder die Masche funktioniert.
Deswegen ist es auch gut, wenn solche Beiträge gemacht werden.
Habt ihr denn versucht, etwas dagegen zu unternehmen, als ihr gehört habt, dass es tatsächlich eine große Gruppe gibt, die irgendwie versucht, euren Namen in die Betrugsfälle mit reinzuziehen?
Wir haben ein Trust&Safety Team, die solche Fälle gegebenenfalls mit der Polizei weiterverfolgt. Es ist nicht so, dass sich jetzt jeden Tag jemand meldet. Auch nicht jede Woche oder jeden Monat. Aber es ist durchaus bekannt, dass auch schon mal mit unserem Namen versucht wird, jemanden auszutricksen. Das Problem ist, dass wir keinen Zugriff auf andere Portale haben, auf denen die Angebote eingestellt werden. Wir können da nichts machen, sind nicht miteinander verbandelt. Wir können nur sicherstellen, dass die Angebote, die man auf Airbnb findet, sicher sind. Dass unsere Transaktionen geschützt sind und kein Betrug stattfindet. Wenn jemand versucht, in unserem Namen was zu machen, verfolgen wir das natürlich weiter. Es wird dann Kontakt mit den lokalen Law Enforcements hergestellt.
Ich habe mich um ehrlich zu sein immer ein bisschen gewundert. Als wir damals auf die Anzeige gestoßen sind, haben wir relativ schnell angenommen, dass es ein Fake sein muss. Ein anderes Angebot war fast identisch mit diesem, die haben quasi nur die Etage geändert. Eine bestehende Anzeige wurde kopiert, damit man denken kann, vielleicht wurde das ganze Gebäude saniert und dieser eine Glücksgriff ist eben günstiger abzugeben.
In der Kommentarspalte auf meiner Seite haben sich auch Leute geäußert, die tatsächlich bezahlt haben. Das Geld ist weg. Und andere waren kurz davor und konnten sich nur davor bewahren, indem sie es nochmal gegooglet haben.
Man kann halt nicht erwarten, dass alle Leute so aufgeschlossen oder internetaffin sind. Bei den meisten Angeboten sieht man es relativ schnell, weil es dann auch eine Emailadresse ist, die verdächtig aussieht. Aber je mehr Aufklärungsarbeit es gibt, umso besser. Wenn einem irgendwas spanisch vorkommt, bevor man Geld einfach überweist – es geht ja meistens dann über Western Union oder andere skurrile Kuriositäten – muss man einfach vorsichtig sein. Das ist in fast jedem Online-Business so. Und das einzige, was wir dazu sagen können, ist, dass du wenn du bei Airbnb auf Airbnb buchst, sicher bist. Das garantieren wir.
Als ich einem Kollegen erzählt habe, dass wir heute miteinander sprechen, hat er mir gesagt, er hätte auch davon gehört. Ein Freund hätte ihm sogar berichtet, dass die sogar eure Anmeldeformulare kopieren, beziehungsweise ein Fenster imaginiert, das vorgaukelt, man könne sich jetzt direkt bei euch einloggen.
Aha, das kannte ich jetzt noch nicht.
Bei meinem Fall damals stand ich in Kontakt mit einer Frau Laura Kerber. Die schrieb mir auf meine erste Mail – ich gehe mal davon aus, viele Menschen schreiben tatsächlich die gleichen Dinge, wenn sie sich für eine Wohnung interessieren – dass ich mich direkt bei airbnb.com registrieren soll, um ihr dann meinen Username mitzuteilen. Habt ihr schon mal von Leuten gehört, die sich extra dafür angemeldet haben?
Nicht dass ich wüsste. Eher dass sie sagen, aribnb würde sich um die Schlüsselübergabe kümmern. Das ist die Sicht, aus der wir den Fall kennen.
Wenn jemand Fragen hat, kann er sich jederzeit an uns wenden. Uns sind wie bereits erwähnt aber bei Betrugsfällen auf anderen Plattformen die Hände gebunden. Wir glauben, je besser wir Aufklärung leisten, desto weniger werden Leute darauf hereinfallen und verstehen, was Airbnb überhaupt ist.
Zum Erfahrungsbericht geht es hier